Minus fünf Grad

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Unter flackerndem Laternenlicht in die Tram Richtung Stadtzentrum einsteigen. Der Spurt hat ihn geschafft. Minus fünf Grad. Er streift schmelzende Schneeflocken von seiner Schulter und atmet schnell. Er riecht dich noch auf seinen Lippen und er schwört: Das ist die Wahrheit. Der Geruch deiner und seiner Hormone macht ihn zunächst ratlos, deshalb spitzt er die Lippen und zieht sie zur Nase hoch. Tief einatmen. In seinem Kopf greift er sich selbst mit Katapulten an.

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Der angeschossene Wolf

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Am Morgen nach der Beerdigung drehe ich in meiner Küche auf volle Pulle. Den ersten Liter Kaffee schlucke ich sehr schnell. Schneller als ein Bukkake-Starlet, kniend vor einer Armada adriger Fleischkanonen. Mit aufgerissenen Augen und vor dem Frühstück. Sonst sehe ich nichts. Der Schnee saugt den Geschäftigkeitsruß der Straßen auf. Eine Politesse legt sich aufs Maul und wird von einem Pulk glasäugiger Arbeitssklaven ignoriert, der vom Bus auf den Gehweg gespuckt wird. Ein schwieriger Morgen also. Weiterlesen

Way of Happiness

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Wenig ist einfach. Und der Unterschied zwischen mutig sein und Mut haben ist größer als man sich vorstellen kann. Da gibt es seltene, kaum greifbare Augenblicke im Leben, in denen man zögert. Augenblicke, in denen man nicht mehr anders kann, als eine lebensverändernde Entscheidung zu treffen. Und weil das so selten vorkommt, bewegt man sich einfach gewohnt weiter. Aber da ist und bleibt dieser Sprung in der Schallplatte. Den kann man ignorieren. Nur: Kann man in diesem Zustand wirklich weiter der Musik lauschen? Weiterlesen

Am Ende der Frage

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Wie ein Wasserschlauch, der außer Kontrolle geraten war und hin und her peitschen musste, als wären lediglich seine eigenen Gesetze die Kraft, die die Welt weiter drehen ließ, pulsierten die Gedanken durch seinen Kopf. Unter all dem was er für selbstverständlich hielt, entwickelte sich etwas, das auch ohne ausgesprochen zu werden, die Wahrheit in ihrem Grundfesten erschütterte. Die Welt bebte unter seinen Gedanken. Der Himmel donnerte. Wiedereinmal hatte die Fähigkeit des Denkens gewonnen, das Einsehen von unabänderlichen Dingen, die man nur allzu gerne verschließen und versenken mag. Im Grunde war auch dies ein Gesetz: Was wirklich von Substanz im Gedankengut wütete, würde sich immer den Weg nach draußen erkämpfen. Keine Macht konnte aufrichtiges Wissen um eine Sache zurückhalten. Die Wahrheit steht immer am Ende.

Der Nachbar

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Die Zeit, bevor es im Treppenhaus stetig nach Senf, Piroggen, Döner und Kohl roch, war schier endlos und trist. In dem dreigeschossigen Altbau, in dem ich wohnte, herrschte Stille und absolute Anonymität. Ich kannte keinen meiner Nachbarn beim Vornamen, konnte nur wenige der Gesichter, denen ich am Briefkasten oder im Hausflur begegnete, einer Wohnung zuordnen. Vor jeder Wohnungstür stand dasselbe kleine Schuhschränkchen, halb vor sich hingammelnd. Die weißgraue Lackfarbe der Bodenleisten platzte im Laufe der Jahre nach und nach ab und verschwand im Kehricht der alten Frau aus dem Erdgeschoss, die als einzige den Ordnungsplan für die Hausreinigung ernst nahm. Eigentlich sah man sie in ihrer Bauernschürze nur fegen, wischen, Bettlaken in die Waschkammer im Keller tragen oder ihren fettleibigen Kurzhaardackel anschreien, der wieder einmal im Hof neben die gelbe Mülltonne für Plastikabfall gekackt hatte. Weiterlesen