Noisy Silence

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Ich sitze in zigarrenbraunen Ledersesseln, auf klapprigen Barhockern, zwischen ausrangierten Flugzeugsitzen, in denen tausende Zigaretten und ebenso viele Gespräche begonnen und beendet wurden. Ich weiß nicht viel, kann auch nicht viel sagen, das einzige, das ich zwischen den Rauchschwaden spüre, ist meine kalte Hand, in denen die eisgekühlten Drinks mit einer sonderbaren Eigendynamik rotieren. Weiterlesen

Einverstandensein

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Bacardi Razz, Raspberry Flavoured natürlich, mit Sprite, beschichtet mit tiefgefrorenen Himbeeren, dazu eine lässig aus dem Handgelenk geschüttelte Flankierung mit eisgekühltem Three Sixty Wodka, touchy Samtetikett inklusive, in Erdbeersaft. Alles in mutigen Verhältnissen gemischt, hochgelegte Füße, kleine Abstellhocker aus Holz, für die Drinks. Hier und da wilde Gesten des Einverstandenseins. Ehrliches Mitleid für Menschen aus Haßloch – die, die entweder in Scheunen oder in Supermärkten wohnen und Jogurts und Säfte ohne Branding konsumieren müssen. Dazu das laute Echo von Gelächter im Raum. Man muss es der Masse nicht erklären, diesen merkwürdigen Insiderism. Dieses Gefühl, wortlos untereinander zu verstehen, miteinander zu funktionieren, wie eine gute Idee. Manchmal denkt man an einen größeren Plan, einen ohne Struktur, ohne Gliederung, ohne erkennbaren Anfang oder fassbares Ende. Ein Plan, ohne eine To-Do-Liste, aber ein fühlbaren Form. Je intensiver man daran denkt, sich ausmalt, desto unklarer wird er. Als würde man mit Taucherbrille am Strand auftauchen und noch nicht klar sehen können. Keiner nimmt das bewusst wahr, aber die Wahrheit ist: Wer will schon klar sehen, wenn die Gesten stimmen?

Idiomatique

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Wenn ich den Umgang mit der Realität erklären müsste, wenn man mich wirklich dazu zwingen würde, dann bliebe mir nichts anderes übrig, als zu sagen, dass die Realität in einschlägigen Reiseführern lediglich 2 von 10 Sternen bekommen hat und damit weit hinter den Erwartungen der Masse zurückgeblieben ist. Ich kann es sehr gut verstehen, wenn Menschen in den Reisekatalogen weiter blättern, nach Alternativen suchen und bereit sind, mehr auf den Tisch zu legen, selbst wenn das bedeutet, sein eigenes Dispo auszureizen. Vielleicht ist es Feigheit, wenn ich mich für die Realität entscheide, weil es doch auch eine Erinnerung an Sicherheit ist. Vielleicht ist es auch das tiefe Bedürfnis mich selbst zu quälen, weil die Sicherheit bedeutet, viele Opfer zu bringen. Und vielleicht ist es auch einfach eine Portion Wahnsinn, aus den beiden vorhandenen Bewertungssternen alles rauszuholen. Einfach, weil einem manchmal ein bisschen bewusster ist, Entscheidungen zu treffen, die sehr wohl ein Kompromiss aus Ausbruch und Ordnung darstellen. Man tut es mit einem Lächeln, einem ehrlichen.

Mond

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Manche Dinge lasse ich unerledigt zurück. / Weil ich nicht weiß, was das soll. / Kater von den vielen Erinnerungen. / Mit einem Schweigen lächle ich tief in mich hinein. / Wir werden in Bewegung sein. / Alles wird sich drehen. / Orientierung am Mond. / Taschenwarm. / Und unerledigt.

Die Albtraum-Akte

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»Als ich mich aus dem Kofferraum befreit hatte, wurde mir klar, dass mein Leben irgendwie aus den Fugen geraten war«, sagte er. Wir fuhren in seinem weißen 1966er Fiat 124, den er sich vor ein paar Jahren für too much money – wie er sagte – aufmöbeln ließ. Er grinste mich von der Seite an. Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos beleuchteten uns. Seine Augen: weiße Glaskörper mit großen schwarzen Flecken. »Das ist die Neue Sachlichkeit, Mann.« Er musste das Gespräch innerlich weiter gesponnen haben, sodass ich nicht wusste, was zwischen dieser und seiner vorigen Aussage lag und was er konkret meinte, aber das mit der Neuen Sachlichkeit, das ging schon in Ordnung. Pierre dachte, es sei eine gute Idee, das Gaspedal bis zum Anschlag durchzutreten und so schossen wir durch die Nacht. Denn nachdem wir auf dem Festland angelegt hatten und in seinen Wagen eingestiegen waren, bereitete Pierre mit ausgestreckten Armen seinen Sturz ins Ketamin-Loch vor. Ich fand das sehr zielorientiert. Überhaupt stellte sich während der Fahrt heraus, dass Pierre per se ein zielorientierter Mensch war, dessen Wirklichkeit irgendwann zu Bruch gegangen sein musste. Weiterlesen