Die Addition meiner Gefühle ist ganz einfach, wenn du mir sagst, dass ich mir keine Sorgen machen soll, wenn du die Beine für einen anderen Mann breit machen willst, einfach nur, damit der Drang nach dem Fremden weg ist. Keine Sorgen. Sorge darüber, dass wir das teilen. Sorge darüber, dass die Grenzen zwischen Du bist mir egal und Ich bin dein, allein irreversibel verwischt werden. Sorge darüber, dass ich zweimal riechen muss, damit ich in Zukunft meine Unschuld immer wieder an dich verliere. Sorge darüber, dass es keine Unschuld mehr gibt zwischen uns. Was fühlst und denkst du, wenn du das Fremde kennen lernst? Das Fremde, das dich für mich zum Fremden macht. Das ist meine Addition und nicht meine Sorge. Es gibt keine Horizonterweiterung. Es gibt nur Gedanken um das eine: Wieso reicht dir mein Fleisch nicht, obwohl du schreist, wenn wir uns addieren und du meine Haut unter deinen Fingernägeln sammelst? Wieso reicht dir das fraktale Zeugnis meiner Schürfwunden nicht? Wieso reicht es dir nicht, wenn in Augenblicken des Fingernagelwetzens zwischen uns eine laute Stille herrscht, deren Geräuschlosigkeit die Wände beben, unser Jetzt erschüttern und unseren Nachbarn die Röte ins Gesicht steigen lassen? Nein, ich fühle keine Sorgen, ich denke keine Sorgen. Ich fürchte mich davor, dass du so selbstverständlich die Grenzen verwischst, in der Hoffnung deinen Horizont zu erweitern. Der Horizont, den wir Hand in Hand, Wort im Ohr und Fleisch im Bett zusammen erobert haben. Und ich fürchte mein unsicheres, falsch-verständnisvolles Lächeln, dass ich dir nickend entgegne, bevor du mir einen Kuss gibst, mein Gesicht streichelst, unseren Hausschlüssel nimmst und das Fremde besuchst. Und ich sitze und warte. Und rechne nach, ob in meiner oder ihrer Addition irgendwo ein Fehler unterlaufen ist. Ein Fehler, der sich nun nicht mehr von unserer Tafel wischen lässt. Keine Summe.