Autor: Bastian Held

Everything you do is a balloon

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Sie stoppten uns auf einer maroden Landstraße in Bosnien. Nicolai lenkte unseren VW-Bus träge und müde durch die Morgendämmerung. Ich musste in Montenegro mit dem Kopf an der Beifahrerscheibe eingeschlafen sein, da war es noch nachts. »Alter«, rief er nervös und rüttelte mich an der Schulter, so dass ich zusammenfuhr. Unsere Windschutzscheibe war beschlagen und schwitze auf das Armaturenbrett. Sie waren zu fünft oder zu sechst und vermummt und sahen im Großen und Ganzen so […]

Die Nein’s, die Warte-doch’s und die Gib-mir-noch-kurz-Zeit’s

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Als du gegangen bist und ich mich nach einer Ewigkeit aus dem Bett erhebe, ist es still in mir geworden. Wie ein Echolot hängt das Knallen der Tür in der Zeit fest. Es ist still in mir geworden. »Sag was dazu, du selbstgerechter Wichser.« Fleischgewordene Flüstergewalt erstarrt zu einem Augenblick. »An deiner Fassade zerbrechen meine Bemühungen, zerbricht meine Gewissheit, zerberstet die ganze Irritation, die du mich fühlen lässt.« Ich zähle die Neins, die Warte-dochs und die […]

Infléchissement

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1. Da ist dieser Junge, der halb durchsichtig, halb unsichtbar in der Strömung seiner Melancholie nach Antworten auf dem Grund taucht und jedes Mal mit schwarzen Steinen nach der Brandung wirft, wenn er wieder auftaucht. Neugier reißt Breschen in seine Ängste. Über viele Jahre wurde bei ihm abgeladen, und kein Willen war heiß genug, das alles zu verbrennen. 2. Die ganze Wut, die er oben – am Anfang – fein säuberlich in seinem Gedächtnis ordnete […]

Intermolekular

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Die Zeiten, in denen wir uns wortlos verstanden, in denen die Schwerkraft von Gedanken aufgehoben war, alles außer uns zu Boden fiel, wir rücksichtslos aus unseren Quellen getrunken haben, waren wild und intermolekular. Wir waren eins, am anderen Ende der Zeit, wo wir unseren Seelen durch die Gegenwart gefolgt sind und unter freiem Himmel nach Hause blickten. Du hast gesagt, dass man sich nur fest genug an den Händen halten muss damit es beim Anfang […]

Luciferin

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Ich erfinde eine Erzählerstimme und kleide sie mit einer ordentlichen Garderobe ein. Sie macht einen vernünftigen und vertrauenserweckenden Eindruck und ich erzähle ihr, dass wir nach Sonnenuntergang über einen leuchtenden See aus Strom spazieren werden. Meine Gedanken kondensieren in der Geduld des Zuhörers und ich stelle fest, dass man eigentlich nie dem zugehört hat, was ich nicht erzählen konnte. Keine Dinge, die ich in mir versteckt gehalten habe, vor anderen, aber vor allem vor mir, […]