Der Weltherzschrittmacher im Untertitel

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Ohne große Mühen in andere Welten getragen. Die Hände vom Staub befreit. Lesen die Drogen im Untertitel. Verbieten den Blicken des Anderen den Mund. Denn: wir sind zu groß für Worte. Denn: wir sind zu klein um wegzuhören. Schlagen an flüssige Wände, stoßen uns am Rausch, an den vielen Kanten, die viel zu oft unbemerkt bleiben. Versorgen die Beulen, die blutigen Lippen, die verschorften Fäuste. Die Sprecherinstanz aus dem Off moderiert:

»Die schönsten Augenblicke passieren, wenn Gehirnzellen absterben. Wie Sterne erlöschen.«

Ich habe die Fratze des Weltherzschrittmachers erlebt. Live vertont im Untertitel.

Höhepunktiös

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»Was ist nur los mit dir«, denke ich mir fragend, während deine ausladende Geste mir weh tut. Ich bin bestürzt darüber, dass es dir immer noch nicht gelingt zu mir zu stehen, vor den anderen, zu denen du in diesen komischen Momenten viel eher gehören willst als zu mir.

Während du Speerspitzen abfeuerst, mir lachend durch die Haare wuselst, als wäre das alles nur ein Scherz, frage ich mich, ob du bemerkst, dass du jedes Mal mit kleinen Augenblicken, so kurz wie ein Atemzug oder Satz, unseren Point of no Return zu einem Wunsch verwandelst, den ich auch getrost alleine träumen kann, während ich mir das Alleinsein schön rede. Bremsen vor dem Klimax. Es ist meine Qual. Und dein »Egal«, Baby.  In diesem Augenblick bleiben wir höhepunktlos. Und punktlos. Ich sehne. Weiterlesen

Nimroz

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Die Sonne brennt an einem späten Nachmittag im Juli. Nach einem langen Marsch unter afghanischem Himmel erreichen wir Felder bei Zaran irgendwo in der Provinz Nīmrūz. Uns brennen die Köpfe und die Füße. Auf einem Mohnfeld verstecken wir uns vor bewaffneten Männern. Nach langem Schweigen, setzt sie sich auf, öffnet ihren Rucksack und holt zwei Granatäpfel aus einer dreckigen Papiertüte. Unter Schmatzen werden wir schläfrig. Meine Leinenhose ist völlig durchgeschwitzt. Geduckt bauen wir uns einen provisorischen Sonnenschutz aus unseren Kleidern. Ich spüre einen heißen, langsamen Windstoß, das Feld zittert und wir lauschen der Einöde. Unsere Augen fallen zu. Dann sterben wir und die Unendlichkeit wird real. Ich habe keinen blassen Schimmer, was passiert ist.

Vergessen werden

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0: Ich weiß nicht

Keine Ahnung, was ich sagen soll. Was ich denken soll. Ich ertrage deine Blicke nicht, die mich traurig und panisch anschauen. Die sich in meine Blicke zu bohren versuchen, während ich die Flucht am Boden suche. Du willst Antworten auf Fragen, für deren Formulierung wir eine Ewigkeit gebraucht haben. Du tust es, weil dir nichts Besseres einfällt als zu blicken. Und ich weiß, du denkst auch, suchst nach Ausgängen, nach Auswegen. Willst deine Blicke abwenden und meinen Augenblick erträglich machen. Nur für eine kurze Weile, in dem Verweilen die denkbar schlechteste Idee zu sein scheint. Weiterlesen