»Ich bin der Zwischenraum zwischen dem, was ich bin, und dem, was ich nicht bin, zwischen dem, was ich träume, und dem, was das Leben aus mir gemacht hat […].« – Fernando Pessoa
Ich habe alles versucht.
Das größte Problem war wohl immer, dass ich ein Kleinkind geblieben bin und dabei so getan habe, dass ich weiter wäre als jeder, der sich auf mich eingelassen hat. Ich habe mir nie große Mühe gegeben, das irgendwie zu verstehen, denn ich verstand das als einen Charakterzug, der zwar schwierig, aber auch faszinierend und infizierend war. Irgendwo auf der Oberfläche, die sich im Raum der Gegenwart gekrümmt hat. Wie ein Virus. Ich war der Wirt. Das war ein Geheimnis, das ich mit niemand teilen wollte.
Irgendwann wird das aber schwierig und kompliziert, wenn man in einer Lebensphase steckt, in der man sich selbst aufräumen, ordnen muss, damit nicht alles, was man sich erträumt, sinnlos und verschwendet ist. Und Dinge, in die man emotional investieren will und muss, immer mehr nach Präsenz und Platz suchen. Dieser Moment, wenn man realisiert, dass in einem kein Platz ist, tut irgendwie ein bisschen weh.
Ich mochte die Zeiträume des Anfangs. Lange bevor sie gegangen sind oder ich geflüchtet bin. Bevor wir aufgehört haben, wir zu sein. Da, wo ich angefangen habe, mich gegen Liebe zu wehren. Da, wo mein emotionales Immunsystem mich als Fremdkörper akzeptiert hat und mich handeln ließ.
Ich bin führungslos, deswegen waren es immer die Konsequenzen, die mir gezeigt haben, wie sich eine Richtung anfühlen kann. Es war das Intensive, das in mir Gefühle gemacht hat, die authentischer waren als mein Verständnis von Realität. Oder wie ich lebe, handle, spreche, weine und schweige. Dinge, die ich getan, aber nicht gedacht habe. Ein roter Faden auf meinem Weg, bei dem ich nicht sicher war, ob ich ihm folgte oder es nur mochte, an seine Wahrheiten zu glauben.
Die Wahrheit ist:
Ich mochte die Anfänge in den Uns‘ weil es immer wieder Wiedergeburten waren, in denen die Karten neu gemischt wurden, man neu anfangen konnte. Mit sich selbst, mit dem, was man sein will und dem, was man in Wirklichkeit ist. Es hatte immer etwas sehr Einsames, das man geteilt hat. Es war wunderschön, warm und real.
Es war etwas, das friedlich zwischen den zwei Seiten existiert hat, eine Pufferzone zwischen den Konflikten, die man ansonsten mit sich geführt hat. Es war das Fühlen ohne Filter. So schön und vollkommen, das ich es irgendwann aufgeben musste, weil ich so viel Hässlichkeit in mir verborgen hielt und ich nie das Reziproke sein wollte, das man hätte erwischen können.
Ich kann nicht erklären, was in mir vorgegangen ist, als ich uns nicht mehr wollte. Ich dachte immer, vielleicht sind das die Augenblicke, wo ich etwas für mich richtig machen kann. Als ich verstand, dass nicht ich jemanden an der Hand hielt, sondern dass man mich an der Hand hielt.
Fühlen ohne Filter. Vielleicht ist das eine Bastion, die ich nie eingenommen habe, weil ich mich immer so authentisch gefühlt habe, wenn ich mich ins Chaos stürzte und uns aufgab. Das waren meine Chancen. Und ich habe nie zurückgeblickt, weil es so laut in mir geblieben ist.
Ich habe wirklich alles versucht. Aber.