Der Swag ist weg. Meine Schläfe drückt sich an kaltes Glas, Landschaft zieht an meinem Gesicht vorbei, der Fahrkartenkontrolleur kontrolliert Fahrkarten und mir ist klar, dass ich etwas Destruktives tun muss. Irgendetwas, das nicht richtig ist. Nicht für mich, nicht für andere. Da, in meinem Richtig-Projekt, wo alles wieder an seinem Platz steht, Ruhe herrscht und ich mich begradigt habe. Dass zu verstehen, bedeutet, destruktiv zu sein. Denn ohne Destruktivität gibt es Regeln, Reparatur, Intervention. Es gibt vielleicht Voraussetzungen, Erklär- und/oder Verstehbares und es gibt Worte dafür. Etwas, das einen Rahmen hat, ein Muster, und berechenbar ist. Ich sage: Oh. Und ich habe es seufzend gemeint.
Ich muss diese Situation in mir irgendwo hinschaffen, wo man mich nach nichts fragt; wo mein Handeln im Verborgenen bleibt. Denn mir ist es unangenehm, dass da gerade eine Phase in mir ausbricht, in der meine Gefühle mich kalt lassen. Ich simuliere mich in einem Versteck, deswegen reiße ich aus und widme diese zarte, fragile Zeitspanne etwas Destruktivem. Vielleicht finde ich etwas Spürbares, das in meiner fehlerlosen Gegenwart ungreifbar geworden ist. Denn: Alles geschieht vor sich hin und mir fällt wieder ein, dass Skepsis angebracht ist.
Diese ständige Suche nach Extremen. Sie wirkt ziellos, egoistisch, unberechenbar und flüchtig. Ich weiß nicht so recht, was man mir vorwerfen kann. Von außen vermutlich eine ganze Menge. Innen ist da nicht viel: Kollidierte Panik davor, dass mich so wenig Dinge finden, die mir intensiv genug sind, um stehen zu bleiben. Stehen zu bleiben und dabei nicht zu warten.
Und so lasse ich mich ficken, mich zerkratzen, mich schlagen, grün und blau beißen und mir die Luft abschnüren. Ein kurzes Uns. Am Maximalpunkt lässt man mich dann los, gerade so bekomme ich noch Luft, sauge gierig alles in mich ein und lasse gleichzeitig alles raus.
Danach ist da etwas Friedliches. Obwohl ich Fehler mache, wird mir genau an diesem kurzen Punkt klar, was mir manchmal so sehr fehlt. Und wenn sich mein Atem langsam wieder beruhigt, verlangsamt sich auch mein Herzschlag.
Es ist so merkwürdig. Vieles ist leerer geworden. Als hätte mich etwas gerammt oder auf mein Gravitationsfeld eingewirkt. Irgendwas, das den Takt, den Rhythmus um eine Frequenz nach links verschoben hat. Für diesen kurzen Augenblick hat es mich voll umgehauen. Davon zehre ich. Ich habe alles versteckt.
Abends sind da wieder Gefühle. Gute Gefühle. Und ich denke nicht mehr so oft an die Momente, in denen mir die Luft abgeschnürt werden muss, damit ich atmen kann. Dann wenn ich nicht zerrissen bin. Und verschwunden.