0: Ich weiß nicht
Keine Ahnung, was ich sagen soll. Was ich denken soll. Ich ertrage deine Blicke nicht, die mich traurig und panisch anschauen. Die sich in meine Blicke zu bohren versuchen, während ich die Flucht am Boden suche. Du willst Antworten auf Fragen, für deren Formulierung wir eine Ewigkeit gebraucht haben. Du tust es, weil dir nichts Besseres einfällt als zu blicken. Und ich weiß, du denkst auch, suchst nach Ausgängen, nach Auswegen. Willst deine Blicke abwenden und meinen Augenblick erträglich machen. Nur für eine kurze Weile, in dem Verweilen die denkbar schlechteste Idee zu sein scheint.
Unsere Rettung beginnt genau hier. Halt inne. Und sei tapfer, Baby. Für uns. Bitte.
Es tut weh, ist nüchtern, bitter und hart. Wir stehen vor den Scherben unseres Zusammenseins. Wir haben nicht mehr die Leichtigkeit von Kindern, die Sprunghaftigkeit von Pubertierenden oder den Aufgabemechanismus der Spätpubertät in den Anfängen der Zwanziger. Wir wollen uns.
Mehr weiß ich nicht. Nur dass es die einzige Grundlage ist, die derzeit von Substanz ist.
1: Wir treiben satt durch das Vergessen der Liebe
Ich erinnere mich nicht mehr daran, wie man das macht: Weglaufen und neu beginnen. Ich war es gewohnt zu genießen und wenn es nicht mehr schön war mit jemand, habe ich gewartet bis es schlimm wurde, habe euphorische Anzeichen gezeigt, dass man was ändern kann. Habe keinen Gedanken daran verschwendet, was es bedeutet wirklich für eine Sache hart zu arbeiten. Habe nie die Furcht überwunden, dass für eine Sache zu kämpfen immer Erinnerungen in einer Beziehung hinterlassen wird. Ich war jung und voller Appetit. Wollte vor allem geliebt werden. Das Lieben kam nur zufällig vorbei. Auf einen Drink. Als die Liebe bezahlte und verschwand, verließ auch ich den Ort, an dem wir beide existierten und glücklich waren. Meine letzte Energie verpulverte ich stets im Zerbrechen von Vertrautheit. Unsere Grundlage. Unser Untergang.
Und heute? Und bei uns? Bei dir und mir?
»Kann nicht fort. Kann nicht weglaufen. Kann nicht aufgeben. Bleibe tapfer stehen und ertrage satt deine Blicke, deinen lauten Kampf. Für uns. Und meine Denkapparatur stemmt schwer und schnaufend mit Tränen in den Augen an dem Versuch uns einen Plan zu machen. Einen, mit dessen Erinnerungen wir wieder einander anblicken können. Ohne am Zweifel zu ersticken.«
2: Liebes Ist-so, du bist so grausam zu uns
Wir haben alles getan was in unserer Macht stand. Warum tust du mir das an, verdammtes Ist-so? Warum wir? Haben wir uns nicht immer Mühe gegeben, dem anderen zuzuhören, den anderen zu schätzen? Sie und ich. Wir sind auf unsere Art und Weise doch perfekt gewesen. Ehrlich und erwachsen. Warum diese Kinderkrankheiten? Wo ist der Fehler? Ich will wenigstens den Fehler verstehen, wenn ich ihn schon nicht alleine finden kann. Ich brauche deine Hilfe. Ich schaffe das sonst nicht. Und ich will es schaffen. Ich schwöre bei Gott, ich will es. Ohne Zwang. Hilf mir.
3: Wir rufen die Lust und warten auf Rettung und Echo
Ich wurde von den Umständen aufgezehrt. Und ich vergaß, dass es uns gibt. Obwohl du mehr als jeder andere für mich da warst. Dich zu verlieren, ist einfach keine Option im Hier und Jetzt. Und ich nage wirklich sehr daran, dass alles, was ich dir derzeit bieten und vorschlagen kann mit viel Geduld zu tun hat. Es nagt an mir, dass du es zwar verstehen wirst, aber damit nicht glücklich sein kannst. Ich kann es so nachvollziehen. Mein Kopf gibt sich noch mehr Mühe als mein Herz. Ich bin ein lauter Versuch, übermenschliche Kräfte für uns zu entwickeln. Ich stemme und du stehst neben mir und willst auch mutig hochheben. Aber deine Arme sind zu kurz. Deine Arme sind gestreckt. Das finde ich so schön, dass ich nur mit einem Lächeln meine Tränen verbergen kann. Wir lachen und warten und meine Knie zittern.
Einmal den Versuch zu starten etwas zu retten, auch wenn es schief geht, setzt den Willen nach Veränderung frei. Und irgendwie macht jene Erkenntnis das Leben verständlicher. Irgendwann verstehe ich es auch.
4: Vergib mir, Baby, dass es jetzt weh tun wird
Vergessen wir die Worte über Liebe. Lass es uns bitte vergessen. Lass uns unsere eigenen Regeln machen. Ich weiß wer du bist und das ist so verdammt viel wert, mann. Bring mich nach Hause. Nach vielen Wochen des Zuschauens versteht man die Dinge, die man beobachtet hat, einfach besser. Wenn man seine Sache richtig gemacht hat, dann ist man sogar soweit gekommen die Dinge hinter den Dingen zu verstehen.
Und nicht selten, ist das alles hinfällig, wenn man einfach nur klarer sehen kann. Klarer sehen reicht manchmal auch.