Autor: Bastian Held

Auf, nach vorne

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Knackende und knarzende Fußsohlen eilen leise über warmes Holz. Sonst Stille in der Wohnung. Bettwärme an meinen Händen, Füßen, Wangen, ach überall. Draußen ist Sonne und Sonntag und mittelalter Morgen. Mit Frost und Winter und dem ganzen Scheiß, den man sich lieber vor beschlagenen Fenstern anschaut. In der Küche tropft der Hahn, dampft noch der Kaffee des Moments, als man sich noch vor dem Schlaf retten wollte, nur wenige Stunden ist das her. Bierflaschen nehmen […]

Empor 2

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Die See, die sich stolz vor unseren Blicken ins Unendliche auszubreiten schien, war aufgewühlt und hektisch. Fast hatte man den Eindruck, als würde man auf dem Rand eines gigantischen Emailletopfes sitzen, in dem sich kochendes Wasser bedrohlich aufschäumte. Zu unseren Füßen droschen die heran gedrückten Wassermassen ohrenbetäubend in hoher Frequenz in die Brandungshohlkehlen der Steilküste und schossen als gigantische Fontänen am Kliff empor. In weiter Ferne hatten die angeschwemmten Gesteinsbrocken der zerschmetterten Klippen einen Steilküsten-Abschnitt […]

Mit dem Clown

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Er hatte sich dazu entschlossen, nicht direkt aus Deutschland nach Afghanistan zu fliegen, sondern von Zagreb aus. Während des Fluges von Berlin nach Zagreb befreite er sein schwarzes Notizbuch, das er vor drei Jahren in Bosnien auf einem Markt gekauft hatte, von der Klarsichthülle. Sein Blick schweifte durch das kleine Fenster auf die Wolkendecke und den blauen Horizont. Nichts anderes war zu sehen. Mit einem schwarzen, abgekauten Kugelschreiber begann er zu schreiben:

La vie

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Langsam rann der Schweiß an meinen Schläfen hinab, kroch über die Jochbeine und blieb schließlich in den Bartstoppeln hängen. Unter meinem Haaransatz pochte eine unter Anstrengung vorgetretene Vene rhythmisch vor sich hin; Talg glänzte auf meiner Stirn im Tageslicht, das durch das Treppenhausfenster in der Dachschräge zu meiner rechten auf mich fiel. Der Tag war noch jung und schwül.

Festerhalten

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Uns sind die Maßnahmen ausgegangen. / Weil es in der Zeit nur Wege nach vorne gibt, wird Gestern schwierig. Wir tricksen auf Zehenspitzen im Schleichgang. Irgendwer wird schon die Richtung vergessen. / Weil wir es nicht glauben können, streiten wir es ab. / Es hat nicht so geklungen als wäre etwas zu Bruch gegangen. Vielleicht haben wir nur einen Wackelkontakt. Können nicht mehr instabil sein. Wollen uns in eine Sprache übersetzen, die wir nicht verstehen. […]